Solange die Lebenskraft in der Lage ist, alle körperlichen und geistig-emotionalen Funktionen optimal zu regulieren, besteht im Organismus Harmonie. In diesem gesunden Daseinszustand kann „unser inwohnende, vernünftige Geist“ dieses „gesunde Werkzeug" frei zum höheren Zwecke des Daseins einsetzen, wie Hahnemann es im § 9 seines Organon schreibt.

Wenn aber Krankheit um sich greift und die Lebenskraft die Kontrolle verliert, übernimmt ein Missklang die Rolle der Harmonie. Dieser erkrankte Daseinszustand zeigt sich dann in verschiedenen Symptomen und Zeichen im Gemüt und in den körperlichen Organen.

Das Unwohlsein in einem erkrankten Zustand wird als abweichende Empfindung erlebt (Vital-Empfindung oder „vital sensation“), deren Auswirkungen im gesamten Organismus zu spüren sind. Stress tritt auf statt Wohlgefühl, abnorme Empfindungen und Zeichen statt der harmonischen, und das Verfolgen des eigenen Daseinszweckes wird durch Zwänge ersetzt, durch Vorlieben und Abneigungen.

Auf diese Weise spielt auch ein anderes Lied mit, dasjenige der Krankheit. Dieses "andere Lied“, bringt eine Kakophonie hervor, einen Missklang. Statt in der Freiheit eines gesunden Daseins zu leben, lebt der Mensch nun weitgehend unter den Zwängen dieses „anderen Liedes“, welches immer lauter wird und alle Entscheidungen zu dominieren beginnt.

Dieses „andere Lied“ ist individuell und jeder Mensch hat darin seine eigene Musik. Werfen wir einen genaueren Blick auf diesen Klang der Krankheit, so erkennen wir das typische Lied einer bestimmten natürlichen Substanz: Pflanze, Tier oder Mineral.

Das andere Lied gehört zum Wesen dieser Substanz. Auf der Grundlage des homöopathischen Prinzips, daß Ähnliches durch Ähnliches geheilt werden kann, wird diese Substanz als individuelles Arzneimittel der betreffenden Person verwendet, bei der das so spezifisch erkannte „Lied“ auftritt. Als hoch potenzierte Gabe lässt das Mittel den Missklang des „anderen Liedes“ langsam verklingen und Genesung kann stattfinden. Der Stress wird erleichtert und die Symptome verschwinden. Harmonie kehrt wieder ein.