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Trauma und Empfindung Auf dem Kongress des World Institute of Sensation Homeopathy (WISH) vom 12. bis zum 14. Mai 2017 in München zeigten führende Vertreter der Empfindungsmethode, wie die Exploration von Traumaerfahrungen auf der Ebene der Vitalempfindung tief gehende homöopathische Verschreibungen ermöglicht.

Bericht von Ulrike Schuller-Schreib, Christa Gebhardt und Jörg Wichmann

Insgesamt 17 Dozenten stellten auf dem WISH Kongress in München vom 12. bis 14. Mai ihre Fälle zum Thema „Trauma und Sensation“ vor. Jürgen Weiland, der als Nachfolger von Misha Norland zum neuen WISH Präsidenten gewählt wurde, berichtete von einer Kasuistik mit Nux vomica für eine ansonsten krisenfeste junge Frau.

Anne Schadde eröffnet den Reigen der 17 Dozenten aus aller Welt mit der Geschichte einer Frau, die die Erfahrung vom Tod ihres kleinen Bruders tief in sich vergraben hat. Ein harmloser Reiz lässt das tief im Unbewussten versteckte Trauma mit Schuldgefühlen aus der Kindheit wieder aufbrechen. Die Homöopathin und Psychotherapeutin erklärt anhand der Fallgeschichte, wie das limbische System Ereignisse abspeichert und diese dann unkontrolliert hochkommen können. Der schwarze Turmalin entspricht dem Bild von tief vergrabenen Emotionen, einer nach außen getragenen Härte und verbissenem Durchhalten. Er heilt die Autoimmunerkrankung der Patientin und die in ihrem Leben empfundene Dunkelheit, die seit ihrer Kindheit bestanden hatte.

Ein psychisches Trauma kann sich unmittelbar körperlich auswirken und die Selbstheilungsvorgänge des Organismus beeinträchtigen. Die Empfindung der Boraginaceae allgemein und von Symphytum im Speziellen macht Willi Neuhold an der Krankengeschichte einer Halswirbelfraktur deutlich, bei der sich erst nach der Gabe der Arznei Kallus bildet. Seine Videopräsentation führt durch eine präzise Beobachtung der Handbewegungen zur Erkenntnis, wie genau körperliche und mentale Dynamik des Patienten übereinstimmen und sich in den polaren Empfindungen dieser Pflanzenfamilie als „zusammengewachsen/zusammengefügt“ gegenüber „auseinander gezogen/gerissen“ zeigen.

Wie sehr ein posttraumatisches Belastungssyndrom das Leben einer jungen Frau verändern kann, lässt uns Jörg Wichmann nachvollziehen. Die Pflanzenfamilie der Papaveraceae ist für die Empfindung von Schock und intensiven Schmerzen bekannt. Dumpf, müde, schlapp und lustlos ist die passive Reaktion im Arzneimittelbild der Mohngewächse. In dem Fallbeispiel heilt Sanguinaria die durch einen schweren Sturz beim Training verloren gegangene Lebensfreude und verhindert sogar die Retraumatisierung nach einem weiteren Unfall. Sanguinaria steht bei den Papaveraceen im sykotischen Miasma.

Die Folgen jahrelangen schweren Missbrauchs als Kind schlagen sich oft in Depression, Angst- und Essstörungen nieder, so wie in der Krankengeschichte einer Patientin, die Mike Keszler präsentiert. Lithium-carb hilft ihr, die Einsamkeit, das Gefühl von innerer Leere und nicht am Leben beteiligt zu sein, zu überwinden. So kann sie sich selbst wieder spüren und ihr „altes Leben“ hinter sich lassen. Sowohl Jörg Wichmann als auch Mike Keszler beziehen bei der Arzneiwahl die Evolutionsstufen nach Michal Yakir mit ein. Lithium carbonicum ist angezeigt bei Menschen, deren Entwicklungsstufe mit der eines Fötus vergleichbar ist, völlig abhängig und ohne eigenständige Existenz. Solche Menschen können oft schwerste Depressionen entwickeln.

Misha Norland präsentiert die Krankengeschichten von zwei Kindern: Einem Jungen mit lebensbedrohlichen nächtlichen Asthmaanfällen hilft Plutonium nitricum, das sich durch die furchtbaren Albträume und mit Hilfe der Geschichte der Mutter erkennen ließ. Der zweite Junge zeigte zwanghaftes Verhalten. Er hatte nach einer Frühgeburt einige Zeit im Inkubator verbringen müssen, einem Existenz-Zustand, der dem von Lithium sehr nahe ist. Beryllium, das im Periodensystem auf Lithium folgt, entpuppte sich als seine Arznei. Eine Zeichnung des Fünfjährigen, die wie eine exakte anatomische Darstellung der inneren weiblichen Organe anmutete, bestätigte die Wahl einer Arznei aus der zweiten Reihe des Periodensystems.

Ein weiteres Highlight am ersten Tag bietet Karim Adal mit seiner besonderen Anamneseführung in zwei Fällen, die beide sehr ähnliche Empfindungsworte verwenden, aber mit Thuja bzw. Zincum ganz unterschiedliche Arzneien benötigen. Die Patienten werden von ihm mit Hilfe der Empfindung in das Unterbewusstsein und sanft durch die auslösende Situation hindurch begleitet. In der an Jayesh Shah angelegten Technik folgt auf die schmerzvolle Identifikation mit der traumatischen Erfahrung eine Phase der Dis-Identifikation von dem Problem, bis der Prozess schließlich in einer Transformation vom negativen Erleben zu einer positiven Wahrnehmung des eigenen Potenzials endet. Dieser Prozess ist an sich schon heilsam, führt aber über die tiefe Empfindungsebene auch oft zum nachhaltig wirksamen Simile.

Am zweiten Tag knüpft Annette Sneevliet an das Thema der Evolution an. Ähnlich wie in Keszlers Fall von Lithium carbonicum ist auch ihre Patientin komplett unselbständig und abhängig. Auf die Krebsdiagnose ihres Mannes reagiert sie hilflos klammernd und panisch. Dabei geht es nicht um den kranken Mann, sondern nur um sie selbst. Nach vielen Fehlversuchen mit mineralischen und pflanzlichen Mitteln einer primitiven Entwicklungsstufe bringt Spongia den Durchbruch. Der Schwamm, der sich an den Felsen klammert, steht mit anderen im Wasser lebenden wirbellosen Tieren am Anfang der Entwicklung im Tierreich. Die Patientin ist in panischer Angst, ihren Ehemann als Fels in der Brandung zu verlieren. Mit Spongia wird sie langsam vom hilflosen Kind zu einer erwachsenen Frau, die fest im Leben steht.

Die Kanadierin Laurie Dack zeigt kein Video, aber der in fast poetischer Sprache und mit suggestiver Stimme vorgetragene Fall geht auch ohne ein Bild der schwer gezeichneten Patientin unter die Haut. Die streitbare, sozial engagierte, immer aktive Farah ist im Persien der Ayatollahs in Ungnade gefallen und drei Jahre im Gefängnis brutal gefoltert worden. Sie erinnert sich an nichts, doch ihr Körper speichert den Schmerz. Reißende stechende Schmerzen wie Messer, geschwollene, verformte, verkrüppelte Gelenke. Bewegung ist Qual. Alles verzogen, krumm, verhärtet und steif. Die Ärzte sagen: Rheumatoide Arthritis. Sie sagt: „Ich bin eine Kontraktur in Geist, Körper und Seele.“ Immer wieder will sie sich strecken. Diese polare Symptomatik führt zu Guajacum, einem kleinen verkrüppelten Baum mit schwerem dichten Holz für Schiffsbau und Schlagstöcke. Unter dieser Arznei bessern sich Schmerzen, Mobilität, Appetit, Schlaf. Kontakte zur Familie und anderen Menschen sind wieder möglich. Mit der Lebenskraft kehren die Erinnerungen zurück, Albträume plagen sie. Farah muss ihrer zweifelnden Homöopathin versichern, dass sie sich auf einem guten Weg befindet, auch wenn die Arznei verdrängte unbewusste Inhalte ins Bewusstsein bringt.

Diese „Abdrücke des Traumas im Bewusstsein jenseits von Raum und Zeit“ sind auch das Thema von Jayesh Shah. Durch den Vortrag von Karim Adal sind die Zuhörer bereits auf seinen besonderen Umgang mit traumatisierten Patienten vorbereitet, auf die oft viele Stunden dauernden Heilreisen zur Transformation von Verletzung und Schmerz. Wenn Patienten am Ende einer solchen Reise erleben, dass sie die heilende Lebenskraft in sich selbst besitzen, sind sie in der Lage sich in einem neuen Licht zu sehen und ihr krank machendes Programm hinter sich zu lassen. Das homöopathische Mittel komplettiert dann den Heilprozess. In einem Fall ist es Codeinum bei einer unerträglich schmerzhaften Uticaria mit wahnhafter Angst vor der Amputation eines Beines, im anderen muss eine Europäerin mit tief sitzenden quälenden Panikattacken auf ihrer Heilreise vor der Transformation zunächst die Erfahrungen ihres Vaters im Konzentrationslager in Nazi-Deutschland durchleben. Sie erhält verschiedene Arzneien aus Wasserstoff und Stickstoff.

Resie Moonen präsentiert zwei neurologische Krankheitsfälle nach traumatischer Kindheit, die die gleiche Mittelfolge benötigen: Zunächst Cerium oxydatum, später Acidum oxalicum. Unterschiedliche traumatische Erfahrungen beider PatientInnen führen zu ähnlichen Reaktionen: Rückzug in einen Kokon, eine hermetisch abgeschlossene Blase ohne Verbindung zu Welt. Bei unabhängigen, selbstständigen Menschen mit einer Autoimmunkrankheit lässt dieses Muster unweigerlich an Cerium denken. Missbrauch in der Vorgeschichte der einen Patientin und eine erstickende Mutter beim anderen Patienten verweisen letztlich beide auf den Sauerstoffanteil in Cerium oxydatum. Den Sauerstoff finden wir auch in der Oxalsäure, dem Folgemittel in beiden Fällen. Zu dieser Arznei hat jeweils die Repertorisation ganz unterschiedlicher Symptome geführt. Zufall oder vielleicht doch eine besondere Arzneimittelbeziehung?

Über Missbrauch in der Kindheit berichtet auch die Patientin, die mit einer seltenen neurologischen Form der Zöliakie sowie mit Angstzuständen, Panikattacken und Muskelschmerzen zu Bob Blair in die Praxis kommt. Wegen Depressionen war sie eine Zeitlang in der Psychiatrie. Ausdrücke wie „Isolation, Tod, sterben, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, wie im Grab gefangen, wie geprügelt, Gewalt, Gott, vom Teufel besessen, Leben in der Hölle, Verzweiflung, Verdammnis, am Rande von Geisteskrankheit, drohende Zerstörung“ werden in der Summe von den Nachtschattengewächsen abgedeckt. In Verbindung mit den für das Lepramiasma typischen Gefühlen von Schmutz, Scham und Ausgestoßensein fällt die Arzneimittelwahl nach der Empfindungsmethode auf Mandragora. Sie wird durch die Repertorisation, vor allem aber durch eine nachhaltige Besserung auf allen Ebenen, bestätigt.

Der Tod eines Partners gehört zu den einschneidensten Erfahrungen im Leben, auch wenn man nicht so hilflos abhängig ist wie in den Fällen von Lithium und Spongia. In der Kasuistik von Bhawisha Joshi fällt eine 58-jährige Patientin nach dem Tod des Ehemanns in eine schwere Depression mit Angstzuständen, Albträumen, Schlaflosigkeit, Migräne und Rückenschmerzen. Vorher war die Bankerin kerngesund und fit, liebte Gesellschaft und bereiste mit ihrem Mann die ganze Welt, jetzt würde sie am liebsten ihrem „Seelengefährten“ nachfolgen. Nur die Verantwortung für ihre erwachsenen Kinder und die Enkelkinder hält sie zurück. Die Fürsorge für die Familie, die Kooperation mit dem Partner, das Reisen und andere Themen des Falles führen die indische Homöopathin zu den Vogelarzneien. Joshi arbeitet ebenfalls mit der Evolutionsbiologie und zeigt an diesem Fallbeispiel, in welchem Verhältnis die Entwicklungsstufen im Tierreich zu den Reihen des Periodensystems stehen. Die reaktive Depression der Bankerin ist schließlich durch Phoenicopterus ruber, den amerikanischen Flamingo, geheilt worden.

Den dritten und letzten Konferenztag beginnt Dinesh Chauhan mit einer amüsanten Geschichte aus dem Kamasutra. Eine berühmte Kurtisane habe ihren Körper stets mit einem 500-teiligen Geschmeide bedeckt, welches von ihren Freiern Stück für Stück abgenommen werden musste. Dank des begleitenden Alkoholgenusses schliefen diese gewöhnlich während der endlosen Prozedur ein und die Dame hatte ihre Ruhe. Allein, es gab an diesem Geschmeide einen „master key“, eine Spange, die das gesamte Gebilde zu Fall brachte, wenn man an ihr zog. Damit – so kam der Referent schließlich auf die Homöopathie zurück – sei in der Anamnese die entscheidende, zentrale Beobachtung zu vergleichen, der „master key“, der den Schleier lüftet und die Störung der Lebenskraft, das krank machende Muster unseres Patienten, mit einem Schlag enthüllt. An einem beeindruckenden Beispiel dafür lässt er es nicht fehlen. Ein Patient mit einer ankylosierenden Spondylosis und einem Kindheitstrauma beginnt in Dineshs Anamnese zum ersten Mal in seinem Leben davon zu erzählen, wie er wegen seines Aussehens gehänselt worden sei und welchen Hass er daraufhin gegen seine Widersacher entwickelt habe. Heranwachsend habe er jedoch begonnen zu trainieren und sich stark zu machen: „Ich wurde vom Kaninchen zum Löwen“, sagt er. Er berichtet von einer Fülle gewalttätiger Träume und Phantasien und auch realer Banden„kriege“, während derer immer deutlicher wird, dass er sich völlig mit dem Honigdachs identifiziert, einer afrikanischen Marderart, die sich sogar mit Löwen anlegt und diese aufgrund ihrer unnachgiebigen, heftigen Aggressivität zum Nachgeben bringt. Der Dachs (Meles meles), zu dem es eine ausführliche Arzneimittelprüfung gibt, wird zu dem Heilmittel, das seiner Problematik am ähnlichsten ist und auch seine Pathologie kuriert, die ansonsten eine sehr schlechte Prognose hätte. Die richtige Atmosphäre in der Anamnese und die „master key“ Frage im richtigen Moment konnten hier das Schicksal eines Menschen wenden, der sich sein Leben lang in aggressivem Verhalten verschlossen hatte.

Unter dem Titel „Zu Tode erschreckt“ zeigt Jürgen Weiland ein akutes psychisches Trauma einer ansonsten sehr krisenfesten jungen Frau. Sie hatte aus Versehen ihr einjähriges Kind im Auto eingeschlossen und war darüber so aus der Fassung geraten, dass sie noch Wochen nach dem Ereignis unter erstickenden Hustenanfällen mit Harninkontinenz und Krämpfen im ganzen Körper leidet. Beim Erzählen fängt sie sofort wieder an zu weinen. Außer sich vor Schock ist die typische Empfindung der Brechnussgewächse, die Krisensituation entspricht dem typhoiden Miasma. Als heilendes Mittel erweist sich hier deshalb das wohlbekannte Nux vomica. Wie immer unterlegt Jürgen Weiland seinen Vortrag mit einer Reihe wunderschöner Fotos.

Die Vorstellung, Homöopathie sei eine komplett humorlose Veranstaltung, wird eindeutig durch den Vortrag von Susan Sonz widerlegt. In ihrer lebendigen und oftmals witzigen Art geht sie zunächst auf ihre Situation als Homöopathin in New York ein. Dort erlebe sie viel seltener pflanzliche Mittel als hilfreich, weil die hektische, laute und immer betriebsame Atmosphäre der City solche Menschen nicht anzieht. Sie gerieten allenfalls notgedrungen durch den Ehepartner dorthin. Stark vertreten seien dagegen Tiermittel und unter diesen wiederum die Insekten. Patienten, die animalische Mittel benötigen, sind häufig dem unmittelbaren Erleben ihres Anderen Liedes (the Other Song) besonders nahe und benutzen Ausdrücke, die direkt auf die auf die Arzneisubstanz verweisen. Das wird am Beispiel eines Patienten besonders deutlich, der sich nach einer Messerattacke trotz langwieriger Traumatherapie nicht aus den Folgen dieses Erlebnisses befreien kann. Er leidet an Parästhesien, posttraumatischen Flashbacks, einer tief sitzenden Schwächung seines Selbstwertgefühls sowie einer ausgeprägten Zwangsstörung, die sich im Ekel vor bestimmten Nahrungsmitteln ausdrückt. Nachdem die allgemeine Reaktionslage des Mannes deutlich auf ein Tiermittel hinweist, führt die genaue Exploration dieses im Sinne von §153 Organon auffallendsten Symptoms den Patienten tief in eine Welt des Ekels vor „schleimigen, ranzigen, sauren, gammeligen“ Nahrungsmitteln und damit zu Froschlaich als Arznei. Nach einer unbefriedigenden Arzneireaktion ist es allerdings erst der potenzierte Salamander, der die schwere PTBS heilt.

In starkem Kontrast zu diesem Ausflug in die Tiefen der Empfindungsmethode geht Sujit Chatterjee an den Gegenpol homöopathischer Verschreibungsmöglichkeiten und präsentiert schwerste Pathologien, in denen interessante Einzel-Rubriken zum richtigen Mittel führen. Seine teilweise spektakulären Heilungsverläufe medizinisch aussichtsloser Fälle sind stets belegt durch klinische Befunde. Auch wenn man sich manchmal ein näheres Eingehen auf die Empfindungsebene im Sinne eines tieferen Verständnisses der Problematik des Patienten wünschen würde, sieht man an dieser Präsentation, dass eine erfolgreiche homöopathische Behandlung auch ohne ein psychologisches Verständnis des Patienten allein auf der Basis von Rubriken und pathologischen Indikationen möglich ist. Fallbeispiele zu einer chronischen Hepatitis, einer hepatischen Enzephalopathie, einer schweren diabetischen Gangrän und zwei Krebsfälle demonstrieren die hohe Kunst homöopathischer Verschreibung in schwierigsten Situationen. Auch selten verwendete Mittel wie Leptandra, Cephalandra oder Carcinosinum pulmonaris kommen bei Chatterjee erfolgreich zum Einsatz.

Zum Abschluss präsentiert Rajan Sankaran erneut die Heilung eines schweren psychischen Traumas auf der Basis der von ihm entwickelten Empfindungsmethode. Eine junge Frau hat nach jahrelangem, schwerstem Missbrauch durch ihre ganze Kindheit hindurch eine paranoide Angststörung in Kombination mit Gewaltausbrüchen entwickelt. Sie kann ihre Wohnung nicht mehr verlassen und gerät in Panik, wenn es auch nur an der Tür klingelt. Selbst einfache Alltagstätigkeiten sind ihr nicht mehr möglich, weil ihre Schwäche sie oft bewegungsunfähig macht. Sie kann keine Menschen mehr treffen und ist inzwischen völlig isoliert. Die Analyse auf der Ebene der Vitalempfindungen spricht eindeutig für eine Arznei aus dem Tierreich und dort für ein Säugetier. Das spezifische Mittel grenzt Sankaran dann mit Hilfe der Rubrik „Anwesenheit von Menschen während der Harnentleerung sind ihr unerträglich“ auf Ambra grisea ein. Er betont damit, wie wichtig es ist, auch kleine Symptome genau zu beachten, die – gemessen an der Tragik und Dramatik der ganzen Lebensgeschichte – zunächst relativ belanglos wirken. Andererseits sei das Repertorium, so habe ihn sein Vater schon gelehrt, nur die Brücke zwischen dem Patienten und der Materia medica; man mache aber nicht das Picknick auf der Brücke, sondern gehe erst auf die andere Seite. Dieses Gleichgewicht zu halten zwischen dem tiefen Verständnis im Rahmen der Empfindungsebene und der Präzision der Verschreibung mit Hilfe von bestätigten Symptomen in der Materia medica mache die Kunst des homöopathischen Arbeitens aus.

Die harmonische Verbindung verschiedener methodischer Hilfsmittel und Verständnisweisen ist Sankaran zu einem wichtigen Anliegen geworden, wie er mehrfach betont. In diesem Sinne arbeitet auch sein Institut „The Other Song“ in Bombay (www.theothersong.com), auf dessen Videokanälen viele der hier gehaltenen Vorträge zu sehen sein werden. Das Bewusstsein der Einheit in unserer Heilkunst wird nach Sankarans Überzeugung die Grundbedingung für deren Weiterexistenz sein. Der WISH-Kongress 2017 in München hat dieses Motto offensichtlich gut repräsentiert, denn viele der Teilnehmenden zeigten sich sehr erfreut über die positive Gesamtatmosphäre und über den harmonischen und wohlwollenden Umgang der 17 internationalen ReferentInnen miteinander. Und das mag letztlich der wichtigste und nachhaltigste Aspekt dieses Zusammentreffens sein.

Vielen Dank für die tolle Organisation.

Lernen von Zuhause

Bedingt durch die Corona-Pandemie, haben wir in den Jahren 2021 und 2022 Online-Kongresse durchgeführt. Die Kongressaufzeichnungen könnnen Sie auf unserer internationalen WISH-Website erwerben.

One WISH 2021

Auf unserer internationalen WISH-Website besteht die Möglichkeit einen Zugang zu erwerben, sich zu registrieren um anschliessend die Videos für 12 Wochen in Ruhe anschauen zu könnnen.
Die Kongresssprache war Englisch, alle Aufzeichnungen sind jedoch in deutscher, englischer und russischer Sprache verfügbar.

One WISH 2022

Unter dem Motto: Naturreiche, Sub- and Superklassen, Empfindungen und Unterscheidungen der Naturreiche und ihre Anwendung in der täglichen Praxis, fand im Mai 2022 unser 2. Onlinekongress statt.